Montag, 15. März 2010

Die Waisendecke


Sie war kinderlos und sonst allein.  Sie war die Näherin der Waisen.  Sie nähte ihnen allen ein Paar Waisenhosen mit vielen Taschen, auch Innentaschen, um den Erlös aus kleinen Waisengeschäften darin vor den anderen Waisen zu verbergen.  Sie nähte ihnen eine einzige große Waisendecke.  Die Waisen brachten ihr einen Riesenstapel von Decken, aller Sorten; sie gingen von Haus zu Haus und baten die Leute um ihre alten Decken, auch um solche, die schon im Dreck, unter Hunden die bereits eingeschläfert worden waren, unter Matratzen von Rheumaleidenden lagen.  Selbstverständlich wurden alle Decken der Hospize den Waisen für ihre Waisendecke gespendet.  Die Waisen des Heimes schliefen alle unter einer Decke, kam eine neue Waise dazu, schleppten sie die Decke zur Näherin und sie nähte seine Decke zur großen Decke dazu.  Die Waisen waren alle mutterlos und vaterlos, deshalb wollten sie gerne alle in einem Bett unter einer Decke schlafen.  Für jene Waisen die in der Mitte schliefen gab es manchmal Atemschwierigkeiten.  Sie hatten es öfters an der Brust und durften dann mit einer Randwaise zeitweilig tauschen.  Klügere Mittelwaisen schnitten sich einfach Atemlöcher in ihre Decke.  










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