Montag, 22. Juli 2013

Das Fast-Wahre (Hölderlin I)


Gibt es falsche Geheimnisse ähnlich wie es falsche Gefühle gibt?  Mir scheint, daß diejenigen eines Hölderlins solche sind.  Ein böser Kritiker mokierte die heftigen Anstrengungen Hölderlins das Unaussprechliche sagen zu wollen.  Orakel-Allüren.  Vielleicht hatte der Kritiker richtig geahnt.  Nicht vergleichbar mit dem Innomablen oder Giacomettis Unsichtbarem.  Das Unsichtbare oder das Unbenennbare sind nicht immer nur der Tod.  Balibar beschwört in „Politics and the Other Scene“ „andere Formen des ‚Negativen’“, die schlimmer als der Tod gerechnet werden müßten – aber gemäß der Rhetorik der falschen Geheimnisse – sagt er dem Leser nicht was sie sein könnten.  Heisst dies, er möchte den Leser vor der Kenntnis solcher Schrecknisse schonen – oder möchte er ihn eher seinen Ängsten ausliefern – womöglich unbewußt oder ohne Kenntnis mit jenen negativen Formen in Berührung gekommen zu sein?  Für Giacometti vielleicht ergab sich ein Unterschied zwischen dem was wirklich, was natürlich and was wahr ist.  Sein Blick und der Blick seiner Modelle.  Was sieht Schulka Schuster?  Sehen wir mehr als wir wissen oder wissen wir mehr als wir sehen?   



 © Shannee Marks, July 2013





 




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