Mittwoch, 17. Dezember 2014

Der Ernstfall


Wenn man Politik treiben möchte, dann muß man eine bestimmte Gruppe Menschen lieb haben.  Oder?  Oder man muß sich selbst lieb haben auf eine ganz bestimmte Weise.  Man muß von seiner Generation sprechen können, von seinem Land, von seiner Stadt, von seiner Einkommens- und Bildungsgruppe.  Man muß dort wenigstens Ähnlichkeiten zwischen sich und dieser Gruppe feststellen, auch wenn von Liebe nicht die Rede sein kann.  Und dann?  Was dann? Man muß sich wandeln können, im Gleichschritt mit dieser Gruppe, sonst geht man sich besser eine neue suchen.  Dies ist meistens viel zu aufwendig und nicht immer erfolgreich.  Dieser Wandel soll auf keinen Fall im Widerspruch zum eigenen Zuwachs von Standhaftigkeit, Angesehensein, Unentbehrlichkeit, Entschlossenheit geraten.  Sonst wäre alles vergeblich.  Man muß sein In-der-Gruppe-Sein hüten, wie der Geizhals seine Taler.  Keinen einzigen möchte er missen, gleich wie viele er hat.  Jeder Taler ist ein ganz unersetzbarer Teil seines Reichtums, und dessen Verlust bedeutet Unwiderrufbares.  Weil so wie im Staat, für den Schatzbildner und seine Geldgruppe das Gebot gilt:  „Politisch ist jedenfalls immer die Gruppierung, die sich an dem Ernstfall orientiert.“ (Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen)  



 

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