Donnerstag, 12. August 2010

Baumschule

 
Die hingefallenen Pflanzen im Gewächshaus wachsen auf der Erde unterhalb der Ausstellungstische.  Das neue Haus.  Das alte Haus und die Scheune dahinter.  Ungefähr die Farbe vom nassen Sand.  Sieht wie ein Lager aus.  Unüberschaubare Reihen von Pflanzen.  Es wirkt gleich bedrohlich.  Der erste Trakt am Eingang enthält halb leere Reihen, umgekippte schwarze Töpfe, wirres pflanzliches Zeug.  Die Stellen sind unnahbar.  Eine verlassene Siedlung, halb kultiviert, schon verwildert.  Die bewohnten Reihen der Schule sind ein wenig freundlicher.  Man ahnt die Größe der Fläche, aber man kann sie nicht mit dem Auge erfassen.  Eine schräg abfallende Allee von Tannen in der Entfernung erweckt die Vorstellung von einer schlechten Unendlichkeit.

Wir wagten uns nicht sehr weit nach vorne.  Alles war im Überfluss, von der Sorte, die den einzelnen Menschen sehr schnell überwältigt.  Zinnkraut wächst irgendwo unpassend.  Aus Pflanzenresten entstehen neue Pflanzen – Seelenwanderung und Mutation zugleich.  Wir kaufen ein japanisches Geißblatt, das für uns noch blühen soll.  Verschlafene junge Männer und Frauen sollten bedienen.  Sie sind vom pflanzlichen Reichtum ähnlich überfordert wie wir.  Dennoch weiß einer von ihnen, nach einer Verzögerung, dass hinter irgendwelchen Stauden ein noch größerer Lavendelstrauch sich befinde.  Vieles ist gelb und trocken, das noch auf einen Käufer harrt.  Offensichtlich sind Verluste fester Bestandteil der Kalkulation.  In Gewächshäusern, wo die Pflanzen nur für sich einatmen und ausatmen, stehen Bäume auf Rädern.  Ein Mensch soll lieber draußen bleiben.  Wir haben uns an Knöterich und sonstigen Kletterpflanzen vorbeigerieben, ohne dass sie grüne Schlingarme nach uns ausstreckten.  Aus der Backe der blonden Verkäuferin sprießt ein einzelnes weiß blondes Haar.  





 
  
 



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