Freitag, 31. Dezember 2010

Hof Geschichten


1.  Boris im Höschen mit Bierchen. Eine tiefe Stimme.

Es macht den Nachbarn offensichtlich gar nichts aus, dass es in ihrem Hof jetzt wie auf einem Übungsplatz aussieht.  So hat der Volksmund (in der Gestalt des ‚Hundemannes’) den Ort heruntergestuft.  Vor allem Boris ist ungeniert.  Die Frauen der Familie drücken sich zusammen auf der grünbezogenen Stufe der nachgemachten bayrischen Alpenhütte hinten am Drahtzaun.  Eine Insel mitten im Unrat.  Boris und sein Freund setzen sich an die sandige Grenze zwischen dem alten Grundstück und dem Anschluss-Grundstück.  Nur in Badehöschen, in ihre Gartenstühle tief verankert, die Köpfe ins strenge Licht der untergehenden Sonne getaucht, heben sie gleichzeitig ihre Bierflaschen und trinken auf die Gesundheit der Sonne. 


Die keusche Inszenierungen des kleinen Mannes:  Dort wo die Scheune nicht mehr steht ist eine Schein-Mauer errichtet worden, eine Kulisse aus grauen Zementblöcken (nicht gemauert, nur aufeinander gelegt), auf der längliche Blumentöpfe und Gartenschmuck ausgestellt sind.  Die ‚Mauer’ sollte wenigsten den Passanten-Blick (von der Straße aus) auf die dahinter liegende Verödung abfangen.


2.  Anweisungen zur Vernichtung eines Hofes

Man fängt mit der Aufstellung von schweren Gegenständen am äußersten Rand des Hofs an.  Wie zum Beispiel ein Gerüst.  Aber weil das Gerüst noch eine relative schmale Fläche des Ganzen beansprucht, nur dort wo gerade das Gestell aufsitzt, ist die Vernichtungsabsicht noch gut getarnt.  Die Tarnung der ersten Angriffe ist erforderlich, um Zeit für die Vorbereitung der notwendigen schweren Folgemaßnahmen zu gewinnen.  Sie sind:  das Heranschleppen von großen Tonnen, die jetzt auch mitten im Hof platziert werden. Die Tonnen werden mit teerartigen schweren Flüssigkeiten gefüllt und dadurch unverrückbar gemacht.  Gleichzeitig wird pulverisiertes Mauerwerk über den Hof  verstreut.  Das meiste Mauerwerk wird dennoch am Rand deponiert.  Mit der Zeit entstehen Verbindungslinien zwischen Rand und Mitte, vom Mauerwerk markiert und durch Schleifspuren von langen Brettern fest eingegraben.  Leere Flaschen sind zusätzliche Wegweiser.  Der Weg ist jetzt frei für größere durch das Vorhergehende nicht vorbereitete Zerstörungszüge.  Das Ausschütten von kompakten Kieshaufen seitlich neben den Tonnen, zwischen Tonnen und Rand, ist dafür geeignet.  Wenn die Hofeigentümer bis jetzt noch um Rücksicht und Behutsamkeit gebeten haben, die Kieshaufen sind dazu geeignet ihre letzten verlöschenden Proteste zu ersticken.